Das 3-Welten-Modell

Im systemischen Coaching geht es darum, Menschen ganzheitlich zu begleiten – in ihren Denk- und Handlungsmustern, in ihren sozialen Systemen und in ihrer individuellen Wirklichkeit. Ein wirkungsvolles Denkmodell zur Orientierung ist das sogenannte 3-Welten-Modell. Es hilft dabei, unterschiedliche Ebenen von Wahrnehmung und Wirklichkeit sichtbar zu machen – und damit Veränderung überhaupt erst möglich.

Was ist das 3-Welten-Modell?

Das 3-Welten-Modell geht auf den Philosophen Karl Popper zurück und wurde in die systemische Praxis, u. a. durch Matthias Varga von Kibéd, übertragen. Es beschreibt drei Ebenen von Wirklichkeit, mit denen wir als Menschen – bewusst oder unbewusst – ständig in Kontakt sind:

Welt 1: Die objektive Welt – Fakten und Dinge

Diese Welt umfasst alles, was messbar, sichtbar und "objektiv" vorhanden ist. Dazu gehören:

  • Materielle Dinge (Gegenstände, Körper, Räume)

  • Messbare Fakten (Zahlen, Daten, Berichte)

  • Zeit und Ort (Termine, Pläne, Kalender)

  • Verhalten, das beobachtbar ist (z. B. wer wann was gesagt oder getan hat)

Im Coaching nutzen wir Welt 1, um eine gemeinsame Grundlage zu schaffen: Was ist passiert? Wer war beteiligt? Was kann beobachtet oder überprüft werden?

Welt 2: Die subjektive Welt – Gedanken, Gefühle und Erleben

In Welt 2 dreht sich alles um das innere Erleben:

  • Emotionen, Stimmungen, persönliche Sichtweisen

  • Gedanken, Bewertungen, Erwartungen

  • Bedürfnisse, Motive und innere Konflikte

Diese Welt ist nicht objektiv überprüfbar, aber für den Einzelnen absolut real. Was ein Mensch fühlt, denkt oder hofft, prägt sein Verhalten oft stärker als äußere Fakten. Welt 2 ist die Welt des Selbstbilds, der inneren Dialoge und der persönlichen Wirklichkeit.

Im Coaching ist diese Ebene zentral, weil Veränderung oft dort ansetzt – im Denken, Fühlen und Reflektieren.

Welt 3: Die kulturelle Welt – Sprache, Regeln, Systeme

Diese Welt besteht aus allem, was Menschen gemeinsam „erschaffen“ – durch Sprache, Kultur und soziale Konstruktionen:

  • Gesetze, Normen, Rituale

  • Sprache, Bedeutungen, Metaphern

  • Organisationen, Rollen, Werte

  • Glaubenssätze, Mythen, kollektive Vorstellungen

Welt 3 beeinflusst, wie wir Welt 1 und 2 wahrnehmen und interpretieren. Sie ist wie ein unsichtbarer Rahmen, in dem wir uns bewegen. Oft sind Konflikte oder Blockaden darauf zurückzuführen, dass implizite Regeln, Erwartungen oder Sprachmuster nicht bewusst reflektiert werden.

Im Coaching schauen wir z. B. auf folgende Fragen:

  • In welchem System bewegt sich der Klient (Familie, Team, Organisation)?

  • Welche unausgesprochenen Regeln wirken hier?

  • Welche Sprachmuster und „inneren Drehbücher“ bestimmen das Denken?

Warum ist das Modell so hilfreich?

Das 3-Welten-Modell lädt dazu ein, Verhalten und Situationen differenzierter zu betrachten. Statt in einfachen Ursache-Wirkung-Ketten zu denken, eröffnet es neue Perspektiven:

  • Ein Konflikt wird nicht nur als „zwischenmenschlich“ (Welt 2), sondern auch als systemisch (Welt 3) und faktisch (Welt 1) analysierbar.

  • Veränderung kann gezielter an der richtigen Stelle ansetzen – z. B. bei unausgesprochenen Erwartungen (Welt 3) oder inneren Glaubenssätzen (Welt 2).

  • Coachees lernen, eigene Sichtweisen zu hinterfragen und Verantwortung für ihre Wirkung in allen drei Welten zu übernehmen.

Fazit: Mehr Klarheit durch systemisches Denken

Das 3-Welten-Modell ist ein kraftvolles Werkzeug im systemischen Coaching. Es hilft, Komplexität zu strukturieren, blinde Flecken zu erkennen und Veränderung gezielt zu begleiten – in der objektiven Welt, der inneren Erlebniswelt und der sozialen Wirklichkeit.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest oder eine Begleitung suchst, die dich in deiner beruflichen oder persönlichen Entwicklung unterstützt – sprich mich gern an. Ich begleite dich mit systemischem Blick, Herz und Verstand.

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